Freitag, 3. Dezember 2010

Die Ruhe und der Sturm - Fortsetzung

Kapitel 5 - Wer suchet der findet


Stahlträgermann hatte keine andere Wahl. Er musste so schnell es ging der Gestalt folgen. Da er keinen Hinweis darauf hatte, wohin die Gestalt geflohen ist, war eine Verfolgung sinnlos. Ein schneller Plan musste her, um dem Ganzen auf die Schliche zu kommen. "Die Person suchte nach etwas", sagte Frank, "etwas Bestimmtes, was bei uns zu sein scheint. Wir müssen herausfinden, was es ist. Vielleicht können wir dies für uns nutzen und sie damit überraschen". Stahlträgermann hielt das für eine gute Idee, doch wusste noch niemand, wonach die Gestalt suchte. Schnell gingen die beiden zurück in das Labor und untersuchten den Raum, in dem das Geröll beiseite geräumt worden war. Frank hatte einige Probleme mit dieser Aufgabe. Er war nicht so stark wie Stahlträgermann, weshalb ihm das Geröll körperlich sehr zu schaffen machte. Doch viel schlimmer war die psychische Belastung, die auf ihm lag. Nur wenige Meter von ihm entfernt lag Clära irgendwo unter den Trümmern begraben.


Stahlträgermann erkannte die Probleme Franks und bat ihn, draußen nach der Gestalt Ausschau zu halten. "Es ist wichtiger, wenn einer von uns beiden Wache hält. Ich schaff das hier schon", sagte er. "Nimm dieses Warnsignal mit und gib sofort bescheid, sobald du etwas auffälliges hörst". Frank nickte, nahm das Signal und ging nach draußen. Stahlträgermann hatte weniger Probleme mit der Suche, da er Clära kaum kannte und nur wenig Kontakt mit ihr gehabt hatte. Sie war ihm gegenüber immer sehr distanziert gewesen und hatte sich die meiste Zeit in ihrem Labor aufgehalten. Stahlträgermann machte sich weiter auf die Suche. Es kam ihm komisch vor, dass er immer größere Felsbrocken außerhalb des Raumes erblickte, welche unmöglich von nur einer Person hätten getragen werden können. Aber es konnte nicht anders sein, denn keine weitere Person war weit und breit zu sehen.


Nachdem Stahlträgermann einige Zeit damit verbrachte, sich weiter in den Raum zu buddeln, fiel sein Blick plötzlich in eine Ecke direkt neben der Tür. Hier waren die Überreste eines Art Lagerschrankes, welcher aufgebrochen worden war. Es war etwas dunkel in der Ecke, weshalb ihm der Schrank zunächst gar nicht aufgefallen war. Doch nun wurde ihm einiges klar. Der Schrank wurde aufgebrochen. Zielstrebig hatte die Gestalt in diese Richtung gegraben, doch konnte sie ihre Arbeit nicht beenden, da sie kurz vor ihrem Ziel gestört worden war. Stahlträgermann schaute in den Schrank und erblickte eine blau schimmernde Substanz. "Das Gergol...!" flüsterte er. Vorsichtig streckte Stahlträgermann seine Hand in Richtung des steinigen Materials. Er wollte es grade anfassen, als ihm blitzartig ein Bild vor den Augen erschien. Stahlträgermann sah eine Art Jungle, in dessen Mitte eine alte Pyramide stand. Auf dieser erhob sich eine mächtig wirkende Gestalt, welche den Blick in die Sterne gerichtet hatte. Noch ehe er wusste, wie ihm geschah, war das Bild vor seinen Augen auch schon wieder verschwunden. Stahlträgermann lies von dem Gergol wieder ab und wagte nicht, es zu berühren. Er holte eine Zange und packte es in einen Koffer.


In diesem Augenblick hörte er das Warnsignal. Stahlträgermann kramte kurz nach etwas und nahm dann den Koffer und rannte Richtung Ausgang, wo ihm Frank schon entgegen kam. "Ich sehe die Gestalt!" rief Frank ganz erschrocken. "Am Ende der Straße konnte ich ihre Umrisse erkennen! Ein Funkeln in ihren Augen blitzte auf und ich lief so schnell es ging los. Durch das Horn habe ich sie erschreckt und sie verschwand wieder in der Dunkelheit." Stahlträgermann wusste, dass die Gestalt wiedergekommen war, um das Gergol zu holen. Schnell lief er hinaus und blieb vor der Tür stehen.


Er hob den Koffer in die Luft und rief nach der Gestalt. Frank schaute ihn an, ohne zu verstehen, was Stahlträgermann vor hatte. "Ich weiß wonach du suchst! Doch kampflos wirst du es nicht bekommen. Komm und hol dir, wonach es dich sehnt!" Mit diesen Worten ertönte ein Kampfschrei in der Dunkelheit und ein Schatten sauste auf Stahlträgermann zu. Frank, der das ganze Spektakel beobachtete, wusste nicht, was als nächstes passieren würde. Stahlträgermann blieb regungslos stehen, als die Gestalt auf ihn zurannte. Sie holte zum Schlag aus, doch Stahlträgermann wich ohne Gegenwehr einfach aus. Es schien, als wollte er keinen Gegenangriff starten, sondern wartete ab. Die Gestalt griff ein weiteres Mal an, attackierte Stahlträgermann jedoch nicht. Vielmehr war es der Koffer, nach dem sie griff. Stahlträgermann lies es zu.


Die Gestalt entriss ihm den Koffer und flüchtete in die Dunkelheit. "Schnell!", sagte Stahlträgermann zu Frank, "am Koffer befindet sich ein Peilsender, den ich grade installiert habe. Klettre auf meinen Rücken und sag mir mit Hilfe deines Navigators, wohin die Gestalt flüchtet." Rasch folgte Frank den Anweisungen Stahlträgermanns, der direkt die Verfolgung aufnahm. Mit einem sicheren Abstand flogen sie hinter der Gestalt her, die in einen tiefen Wald lief. Der Wald lag an der Schwelle des Berges, welchen die Gestalt nun hinauf lief. Nach einer halben Stunde, etwa auf der Hälfte des Berges, landete Stahlträgermann vor dem Eingang einer Höhle. "Hier ist sie hineingegangen!", sagte er, "Wir müssen in die Höhle hinein! Doch sei auf der Hut, denn wir wissen nicht, was uns dort alles erwartet." Vorsichtig gingen Frank und Stahlträgermann in die Höhle. Es war dunkel und beide hatten Probleme, sich zurecht zu finden. Doch nun gab es kein Zurück mehr.



Kapitel 6 - Bring Licht ins Dunkel



Frank und Stahlträgermann betraten die Höhle. Die Dunkelheit machte ihnen mehr und mehr Probleme. Frank, der das Signal des Senders noch immer auf seinen Navigator hatte, erkannte, dass sie nicht weit vom Koffer entfernt waren. Weit konnte die Gestalt nicht sein, da sie erst vor wenigen Minuten die Höhle erreicht hatte. Sie gingen einen Gang entlang, der in einen großen Raum mündete. In der Mitte des Raumes war ein leuchtender Lichtkegel zu sehen, in dessen Mitte die Gestalt stand. Die Beiden versteckten sich hinter einem Fels und warteten darauf, was als nächstes passieren würde. Der Koffer lag geöffnet auf einem altarähnlichen Aufbau und das Gergol leuchtete in einem grellen Blau. Die Gestalt nahm es in die Hände und hielt es hoch über sich.


Eine Stimme ertönte, die Worte in einer Sprache von sich gab, die den beiden nicht bekannt war. Es musste sich wohl um eine Art Zeremonie handeln und das Gergol schien dabei ein wichtiges Element zu sein. Je mehr Worte erklangen, desto greller wurde das Licht, welches aus dem Gergol schien. Stahlträgermann wollte abwarten und sehen was geschehen würde, als Frank plötzlich aufsprang. "Diese Stimme“, rief er entsetzt, "das kann nicht war sein!" Noch ehe ihn Stahlträgermann zum Schweigen bringen konnte, stand er auf und rannte auf den Lichtkegel zu. Die Gestalt drehte sich zu ihm um. Ein zorniger Blick traf Frank, welcher wie ferngesteuert stehen blieb. "WER WAGT ES MICH ZU STÖREN?", schrie die Gestalt und richtete sich bedrohlich auf. "Niemand darf diese Zeremonie stören, der der Macht nicht gewachsen ist", rief sie und feuerte mit ihrem Kampfstab einen Blitz auf Frank. Im letzten Moment wurde der Blitz von einem Stahlträger aufgehalten und schon stand Stahlträgermann neben Frank, der vor Schreck zu Boden ging. "Dann störe ich dich halt, denn ich bin deiner Macht gewachsen! Fürchte den Stahl!", sagte Stahlträgermann. Frank, der sich langsam erhob, zitterte am ganzen Körper. "Sie ist es.....! Wie kann das sein? Stahlträgermann, du hast es doch mit deinen eigenen Augen gesehen....", stotterte Frank.


Da wurde es Stahlträgermann klar. Die Gestalt, der sie nun schon eine ganze Weile gefolgt waren, war niemand anderes als die tot geglaubte Clära. "Schweig du Narr!", sagte sie. "Der Mensch, den du gekannt hast, existiert nicht mehr! Das Gergol hat sie getötet und der Berg hat sie verschlungen. Clära ist tot! Beuge dich vor meiner Macht! Ich bin Kaledra, die Aztekenfürstin!" Als sie ihren Namen nannte, fing das Gergol stärker an zu leuchten und man konnte sie im Licht erkennen. Eine in Leder gekleidete Kriegerin stand vor ihnen. Sie hatte eine große Ähnlichkeit mit Clära, doch wirkte sie größer und reifer, als sie es zuvor in ihrem Kittel und der Brille tat.


"Schon lange habe ich die Macht des Gergols gefunden. Und jetzt endlich ist sie auf mich übergegangen. Lightfire-Booster habe ich zu verdanken, dass die Macht des Gergols freigesetzt wurde und auf mich übergehen konnte. Mit diesem Rest, den ihr mir so freiwillig gegeben habt, werde ich meine Macht vollständig erlangen und niemand wird mich aufhalten können!" Stahlträgermann wurde sofort alles klar. Nachdem Lightfire-Booster besiegt worden war, hörte man eine Explosion im Inneren des Berges und einen darauffolgenden Schrei. Damals dachte er, es wäre die Explosion des Labors gewesen, doch war dies die Geburtsstunde von Kaledra. Clära musste bei ihren Forschungen mehr und mehr der alten Macht verfallen sein. Kaledra hob ihren Kampfstab und richtete ihn auf das Gergol. Stahlträgermann musste verhindern, dass sie die letzte Energie aus dem Gestein holte, um ihre Macht zu vollenden.


Er rannte auf sie zu und stieß sie beiseite. Dabei schoss er einen Stahlträger auf das Gergol. Dieses zersprang wie Glas auf dem Boden, als es getroffen wurde. Doch auch das Gergol schien sich zu verändern. Risse bildeten sich auf der Oberfläche und das Leuchten ging zu einem grellen Lichtstrahl über. Stahlträgermann feuerte einen weiteren Träger ab, der das Gergol nochmals an der selben Stelle traf. Kaledra erblickte dies und rannte auf Stahlträgermann zu. Mit einem gezielten Tritt brachte sie Stahlträgermann zu Boden und verhinderte somit weitere Schüsse aus seiner Kanone. Doch es war für das Gergol zu spät. Mit einem lauten Donnern begann es in kleine Teile zu zerfallen. Das Licht wurde greller und greller und jedes Mal, wenn ein Splitter den Boden berührte, find er sogleich an, blaue Flammen zu schlagen, die in der Luft verpufften. Stahlträgermann richtete sich wieder auf und rannte zu Frank, der wie benommen auf das zerfallende Gergol blickte. Er packte ihn und rannte in Richtung Ausgang.


Kaledra, welche zuvor noch versucht hatte, das Gergol zu retten, erkannte nun wie aussichtslos ihre Chancen waren. "Flieht nur, ihr Narren! Ihr konntet das Gergol vernichten, doch den Zorn der Aztekenfürstin Kaledra habt ihr nun geweckt. Ich werde dich aufsuchen, Stahlträgermann! Fürchtet meine Macht und die der Azteken!" Das waren die letzten Worte, welche Frank und Stahlträgermann hörten, als sie die Höhle verließen. Grade, als sie ins Freie kamen, hörten sie, wie der letzte Rest Gergol mit einem Knall zerplatzte. Es folgte ein verzweifelter Schrei, der nur von Kaledra gekommen sein konnte. Schnell packte Stahlträgermann Frank und sie machten sich auf zum Labor.



Kapitel 7 - Rüsten für die Schlacht



Beide kamen unversehrt zum Labor zurück. Zum Glück hatte Frank dieses vor einiger mit einigen speziellen Sicherheitsvorrichtungen bestücken können, welche er damals für das Militär entwickelt hatte. Diese sollten Kaledra, sofern ihre Macht nicht gebrochen war, eine Weile aufhalten können. Es war nun der einzige Ort, an dem die beiden für eine Weile sicher waren. Sie hatten die Wut und den Zorn Kaledras auf sich gezogen. Stahlträgermann und Frank standen vor einer neuen Gefahr. Der Schamane aus der Vision hatte also Recht. Eine neue Gefahr war gekommen, um die Welt in Angst und Schrecken zu versetzen. Und ein weiteres Mal lag es an Stahlträgermann, diese in die Flucht zu schlagen. Für den Moment konnten sie Kaledra stoppen. Doch wie stark ihre Macht schon gewachsen war, dass wussten sie nicht. Stahlträgermann erinnerte sich an die Worte des Schamanen, der ihn davor warnten, die Macht Kaledras zu unterschätzen.


Sogleich machten sich die beiden an die Arbeit. Frank setzte sich sofort wieder an seine Recherchen über das Gergol und über die alten Azteken. Er wusste nun, was mit Clära passierte war und dass es einen Zusammenhang mit der Explosion durch Lightfires Schuss gab. Das könnten wichtige Hinweise für seine Forschung sein. Stahlträgermann hingegen sorgte dafür, dass alles ruhig blieb und niemand unbemerkt in das Labor eindringen konnte. Es musste ein Weg gefunden werden, Kaledra zu besiegen. Und an diesem Weg standen beide noch ganz am Anfang! Niemand wusste, wonach Kaledra Ausschau halten würde und welche Ziele sie verfolgte. Nun hing alles an Frank, der mehr über sie in Erfahrung bringen musste. Ohne ein fundiertes Wissen, wäre eine Konfrontation ein zu großes Risiko für alle. Strahlträgermann glaubte an die Fähigkeiten und das Wissen von Frank. Dafür aber brauchte dieser Zeit. Zeit, die vielleicht nicht vorhanden war, denn ewig würden die Mauern und Sicherheitsvorkehrungen das Labor nicht schützen können. Kaledra kannte das Versteck und den größten Teil der Ausrüstung, was ihr einen großen Vorteil verschaffte. Aber auch Frank und Stahlträgermann wussten, wo sie Kaledra finden konnten.

Irgendwie musste es Stahlträgermann schaffen, Frank zu helfen. Bis auf einen kleinen Teil war das Gergol nicht mehr vorhanden, welches für Frank aber von wichtiger Bedeutung war. Es gab nur eine Möglichkeit. Stahlträgermann musste Kaledra finden und sie aus nächster Nähe beobachten. Vielleicht könnte er so einen Schwachpunkt entdecken, mit dem sie zu besiegen war. Stahlträgermann machte sich also auf den Weg zum Versteck Kaledras, welches er noch immer in der Höhle vermutete. Ein schwieriger Weg lag vor ihm und er kannte die Gefahren nicht, die vor ihm lagen. Aber wenn er diese nicht auf sich nehmen würde, gäbe es niemanden. So machte sich Stahlträgermann auf den Weg und flog in die Dunkelheit!